Dagboek van Fritz Kopp, ingedeeld bij 1.Kp./Pi.Btl.SS-V.T.-Division
geboren 21 mei 1921 te Solingen
Die erste rekrutenzeit ist in Dresden verbracht. Am 20.4.1940, Hitlers Geburtstag, war unsere Vereidigung auf Führer, Volk und Vaterland und ich war bei den vier Soldaten, die mit der Hand auf einem Offiziersdegen diesen Eid leisteten. Danach gab es für uns den ersten Ausgang, wir durften sogar ohne unseren Gruppenführer, also ganz alleine in die Stadt, eine besonderer Vertrauensbeweis. Vor dem üblichen Ausgangsappell, bei dem man die Liste der 36 verbotenen Lokale in Dresden abgeschrieben haben musste und auch eine Packung Präservative vorzeigen musste, hatte der Spieß, das Dümmste was ich je in solcher Position erlebt habe, etwa 25 Namen verlesen, darunter auch meinen. Wir waren hocherfreut über die Mitteillung, daß wir am anderen Tage feldmarschmäßige Ausrüstung zu empfangen hätten und daß wir am Montag, 22.4.1940, in Richtung Fronttruppe in Marsch gesetzt würden.Unsere "Reiseleiter" war Bubi Keller, ein kleiner rundlicher Reservist, der vom Soldatspielen kaum mehr Ahnung hatte als wir. Die Fahrt führte uns zuerst nach Olfen, nördlich von Dortmund. Hier kamen wir am frühen Morgen ziemlich übernächtigt an und saßen in einen Gastwirtschaft, in der auch das Btl.Geschäftszimmer untergebracht war. Auf einmal gab es einen ziemlichen Anpfiff, der Kommandeur Tietz war erschienen und niemand hatte Meldung gemacht bzw. den schlafenden Unterscharführer Keller geweckt. Das war eine schlimme Brüskierung und die erste Ansprache des Herrn Tietz war entsprechend.


Wir waren untereinander recht ausgeglichen in unsere Leistung und waren sicherlich nicht die schlechtesten jungen Soldaten, immerhin eine kleine Auslese von etwa 380 Mann der Rekruten-Kp. in Dresden. Aber dann gab es für unsere neuen Vorgesetzten doch etwas lange Gesichter, als man hörte, wie kurz wir erst ausgebildet waren. Es war doch ganz schlimm, daß wir noch nicht einmal einen Gewehrgriff konnten! Erfolg dieser Bekenntnis war dann, daß wir vorerst noch eine rekrutengruppe bildeten und zu unseren Ausbildern wurde Rottenführer Otto Käppel und Sturmmann Günter Schmidt als sein Gehilfe befohlen. Bis heute ist mir nicht klargeworden, warum man uns mit einer solch kurzen Ausbildungszeit schon zur Fronttruppe versetzt hatte. Es gibt eigentlich nur die eine Erklärung, daß man die Fronttruppe vor dem geplanten Westfeldzug nochmal auf volle Sollstärke bringen wollte. Wenn man bedenkt, daß es 1944 noch mindestens 12 Wochen Ausbildung für Pioniere gab, so war die Tatsache unserer schnellen Versetzung schon ein ziemliches Vergehen. Die Ausbildung unter Otto Käppel war geradezu eine Erholung gegenüber der Schinderei in Dresden; wir alle, die es überlebt haben, werden ihm dies nie vergessen.


Der Dienst war nicht allzu hart, vor allen Dingen ging es fair zu. Hin und wieder gab es nach Dienstschluß kurzen Küchendienst und den habe ich dann einmal ausgenutzt, einige Handvoll Kaffeebohnen, die ich zu mahlen hatte, in die Hosentasche zu stecken. Nun, meine Heimat war ja nicht allzu weit entfernt, nur man durfte ja selbst den nächsten Angehörigen nicht mitteilen, wo man sich befand, jede Einheit hatte ja ihre Feldpost-Nummer, unter der die Post lief.


Es ist nichts herausgekommen, die Eltern haben sich gefreut, auch wenn das gerade nur fur eine gute Kanne Kaffee gereicht hat und sie wollten mich zu Pfingsten (12.5.40/13.5.40) besuchen. Doch dazu kam es nicht, began doch am Freitag, 10.5.1940, der Westfeldzug. Am abend des 9.5.1940 gab es den in solchen Fällen üblichen Alarm, es wurde ernst. Scharfe Munition, Handgranaten und Sprengmunition wurden empfangen und ich lernte zum ersten Male meine Gruppenkameraden etwas näher kennen.
Gruppenführer war Walter Süß, ein Berufssoldat, im übrigen ein guter Mensch. Der Fahrer unseres Pi I, so hieß der dreiachsige Mercedes, war Walther Sänger aus Thüringen, lustig, salopp, mit einer etwas aufgeregten Sprache. Truppführer war Günther Schmidt, ein ruhiger Sachse, uns rekruten schon bekannt als Gehilfe von Otto Käppel. MG-Schütze I war Möbius, ein Bauernsohn aus der Gegend von Meißen, er war Reservist und ließ sich von mir per "Sie" ansprechen, ebenso die beiden Gefreiten, Reinhold Hanke und Franz Wetzureck, ein typischer "Peronje" aus Oberschlesien.Die übrigen Kameraden waren alle aus dem Jahrgang Horovice, das war der Ort in dem das Btl. nach dem Polenfeldzug gelegen hatte und in dem sie dazugestoßen waren, eben auch als Rekruten im Herbst 1939. Es waren Ernst Fröhlich, ein Bauernjunge aus Hinterpommern, der zum ersten Mal Eisenbahn gefahren war, als er nach Dresden einrücken musste und dort hat er auch die erste Straßenbahn seines Lebens gesehen. Er war ein braver Kerl, nur mit dem Waschen hatte er schonmal Schwierigkeiten. Gerhard Greulich war auch aus Oberschlesien, aber ein gute Typ, er ist im August 1941 bei Jelnja in Uschakowa gefallen als Kradmelder. Dann waren da noch Hermann Waldow, auch aus Pommern, Siegfried Holzmüller und ganz besonders schätzen gelernt habe ich Bruno Arndt, auch Bauernsohn aus der Gegend von Kolberg in Pommern.




Bis zum IJssel-kanal vor Arnheim ging es trotz einiger Baumsperren zügig voran, aber dann gab es heftigen Widerstand. An der Hauptstraße lag jenseits des Kanals eine befestigung mit Namen Westervoort, die kombinierte Eisenbahn- und Strassebrücke hatten die Niederländer gesprengt, ein Sabotagekommando unsererseits das die Sprengung verhindern sollte, war nicht rechtzeitig dorthin gekommen.


Nun muß ich etwas aus sprechen, was nicht jeder billigen wird, aber im kleinen Kreis haben wir dieses Thema schon öfter angesprochen. Was hatte Henrichs dort zu suchen? Seine Aufgabe wäre es gewesen, das Übersetzen zu beaufsichtigen, aber das war offensichtlich einer der Offiziere die unbedingt Größeres leisten wollten, er war auf dem Wege zu einer Bunkerreihe, die er wohl sprengen wollte. "Halzschmerzen" nannte man so etwas bei uns, was bedeutet, das solchen Leuten etwas vorne am Halse fehlte, das Ritterkreuz. Wer weiß wer von uns überlebt hätte, wäre Henrichs nicht gefallen. Das klingt gehässig, geht aber an der Wahrheit nicht weit vorbei.
Nachdem wir die Pontonbrücke passiert hatten, kamen wir in die Außenbezirke von Arnheim und hier habe ich zum ersten Mal feindliche Geschütze gesehen, Krupp-Kanonen! In Arnheim hat uns ein Teil der Bevölkerung zugewinkt, aber eben nur ein Teil. Unsere Vormarschstraße ging in Richtung auf Utrecht, es heißt, das sei eine der schönsten Straßen Europas. Uns fielen schon sehr die schmucken Häuser der Niederländer auf, es war ein sehr reiches Land und gerade in der Gegend von Arnheim hatten viele ehemalige Kolonialbeamte und Farmer ihren Ruhesitze.Vor der Ortschaft Renkum hatten die Niederländer eine kleine brücke gesprengt und nach meiner ersten Nacht im Freien haben wir dort zuerst das mitgeführte Spürtafelgerät eingebaut und danach mit gefällten Buchen eine sehr stabile Behelfsbrücke. Nächtste Ortschaft an der Vormarschstaße war Wageningen, nicht weit von der Grebbelinie und dem Grebbekanal entfernt.


Die Straße zwischen Wageningen und Rhenen führte über den Grebbe-Kanal und zwar an einer Schleuse mit Brücke. Diese Brücke war auch gesprengt worden und wir hatten sie zu reparieren, teilweise unter Artillerie-Feuer, das war gewissermaßen unsere Feuerprobe. In der Nähe waren Feldbefestigungen, in die wir uns zurückzogen. Das artilleriefeuer wurde stärker und in der Nacht haben wir teilweise mit aufgesetzter Gasmaske dort ausgeruht. Ich weiß noch sehr genau, daß ein Kradmelder von vorne kam mit der Gasmaskenbüchse in der Hand, was Gas-Alarm bedeutet. Es gab auch Einschläge der Artillerie die einen komischen Geruch hinterließen, aber eine Version dieses Alarms war auch, daß ein Kp.Chef des III.Btl."DF", das vorne in sehr harten Kämpfen lag, seinen Melder mit Namen Kaas gerufen haben soll, was dann als "Gas" weiterlief und den Alarm ausgelöst haben soll. Zusammen mit Siegfried Holzmüller hatte ich einen Unterschlupf erwischt und wir sind dann schnell dort raus gekrochen weil ein Blindgänger ganz nahe einschlug, der durch die Bretterdecke die Erde rieseln ließ.


Unser Weg führte uns wieder auf die Hauptvormarschstraße nach Utrecht zurück und dabei kamen wir an Schloß Doorn vorbei, dem Wohnsitz des abgedankten deutschen Kaisers Wilhelm II. Ein Sonderkommando des Heeres lief im Park herum, alte Landesschützen, aufgerüstet noch mit dem alten Stahlhelm aus dem I.Weltkrieg, der sogenannten Taucherglocke. Wir haben mit denen gesprochen und sie erzählten uns, daß sie vom Kaiser jeder eine gute Zigarre bekommen hätten. In der Umgebung von Utrecht waren die ersten Felder und Wiesen überschwemmt und wir haben uns gefragt, was denn die Niederländer in ihren Bunkern wohl gemacht hätten, waren sie doch auch von jeglichen Nachschub abgeschlossen. In Utrecht marchierte dann die Landesschüttzeneinheit mit Musik als Sieger, wir haben etwas belüstigt zugeschaut, erinnerten wir uns doch das sie zwei Tage vorher bei einem Feuerüberfall ihr altes 08/15-MG mitten auf der Straße stehenließen und im Graben in Deckung gingen.


Aber schnell wurde erkannt, daß waren ja Deutsche Maschinen, drie He III. Doch was kam da heraus: zuerts dachten wir das seien Flügblätter, aber dann begann ein Heulen und Krachen, es waren Bomben. Den Flieger konnte man kaum einen Vorwurf machen, hatten sie doch den Flugplatz gesehen und die Bewegung im Ort. Daß das bereits Deutsche waren, war für sie nicht auszumachen. So kam es, daß es beim Kp.Truppe der 6.Kp.DF einige Tote und zerstörte Fahrzeuge gab und eine Bauersfrau war auch tödlich getroffen worden und vom Luftdruck durch ein Fenster geschleudert worden. Wir wollten helfen und was passiert ausgereichnet mir? Ein Auto mit Flüchtlingen hatte einige Meter vor sich auf die Straße eine Bombe bekommen, es war aber nichts passiert. Nur eine Frau stand unter einem schlimmen Schock, sprang mir um den Hals und rief dauernd etwas von "Grand Malheur" usw.


Die exakte Bezeichnung meiner damaligen Kp. lautete:
1.Kp./Pi.Btl.SS-V.T.-Division (V.T. = Verfügungstruppe).
Eine Pionier-Kp. von damals konnte viel, sehr viel sogar wenn ich an diese traurige deutsche Bundeswehr denke. Unsere Ausbildung war nie langweilig, denn es mußte beherrscht werden:
- Brückenbau mit mitgeführten Pontongerät, richtig hieß das Kriegsbrückenbau, also schwimmende Brücke.
- Behelfsbrückebau mit vorgefundenem Material, siehe die Buchen in Renkum (feste Brücke)
- Sperrenbau mit Stacheldraht usw., Sperrenräumen mit Drahtscheren oder durch Sprengung.
- Stoßtruppausbildung mit Sprengstoff und nötigenfalls Flammenwerfer.
- Minensuchen und Minenräumen.


Die unterstellung zu Beginn des Einmarsches in die Niederlande war eigenartig und ist in dieser Form auch nicht wieder vorgekommen. Unsere Division bestand aus 3 Infanterie-Regimenten und den übligen sonstigen Divisionseinheiten, wie Artillerie-Rgt., Nachrichten-Abt., Sanitäts-Abt. usw. Sie waren genau so gegliedert wie eine Infanterie-Division der übrigen Wehrmacht. Zwei der Infanterie-Regimenten hatten den Polenfeldzug bereits mitgemacht, das dritte Regiment wurde erst 1938 nach dem Einmarsch in Östenreich aufgestellt und bestand in der Hauptsache aus "Ostmarkern" wie wir damals sagten. Dieses Regiment "Der Führer" wurde aus dem übrigen Divisionverband ausgegliedert, mit einigen kleineren Einheiten verstärkt, wie mit unserer Kp. und dann einer Heeresdivision unterstellt (207 I.D.) Meiner Erinnerung nach waren die Männer dieser 207 I.D. alles Reservisten und deutscherseits wußte man um die befestigten Stellen wie Westervoort und Grebbeberg.
Overig fotomateriaal
Bron: dagboek en foto's Fritz Kopp, verkregen tijdens bezoek in november 2000
|